15. Oktober 2020

Instagram Realität – Von Fake Luxus und realen Schulden

Es ist Anfang des Monats und ich weiß jetzt schon nicht mehr von was ich mein Essen diesen Monat bezahlen soll. Geschweige denn meine Schulden und laufende Kosten. Im Jahr 2020 bekomme ich erst recht fett die Rechnung meiner letzten Jahre auf Instagram zu spüren. Denn dank Kurzarbeit und eh schon geringem Einkommen verschärft sich meine Lage Monat für Monat. Ich kann nicht mehr…

Man sieht die Influencer auf Instagram mit ihren Luxus Accessoires, mit fetten Karren und großen Apartments und möchte am liebsten genauso sein wie sie. Doch, was keiner wirklich bei Menschen, mit Tausenden von Followern, hinterfragt: Ist das alles echt?
Und: Was für einen Preis zahlen diese Menschen für die gerade angesagtesten Teile? Können sie sich das wirklich alles leisten, oder leben sie am Ende von der Hand in den Mund? Auch sollte man sich fragen was für Auswirkungen dieser Drang nach Luxus und das zur Schau stellen in den sozialen Medien auf die jetzt heran wachsende Generation hat?

Luxus haben oder Luxus nicht haben?

Ja auch ich habe jahrelang versucht Teil dieses Luxus zu haben und auf Instagram zu zeigen. Denn jeder große Blogger / Influencer/ Content Creator ist doch nur dann erfolgreich, wenn er auch Luxus in Form von Bekleidung oder Accessoires vorweisen kann und diese auch prominent auf Instagram zeigt. Oder?

Mein persönlicher Weg dahin beginnt schon vor Jahren, als ich in einem Nachtclub wirklich sehr, sehr gut verdient habe und dort plötzlich umgeben war von Menschen mit Geld (oder zumindest so taten welches zu haben). Damals kam ich mit Luxusgütern und dem zur Schau stellen von Reichtum in Berührung. Es hielt sich aber bei mir in Grenzen. Den Drang mir nun auch einen Hermes Gürtel oder eine Louis Tasche kaufen zu müssen war gering und ich konnte gut widerstehen. Ja ich habe mir auch das ein oder andere Teil gekauft, aber meist Secondhand und mir eine ganze Stange von meinem Geld zur Seite gelegt für schlechte Zeiten.
Tja, doch mit meiner Festanstellung bei meinem jetzigen Arbeitgeber, kam auch ein harter finanzieller Crash. Da ich aber sparsam war, ging es eigentlich. Bis ich das Bloggen für mich entdeckte und immer mehr in die Instagram Welt eintauchte.

Denn von den Spiegelselfies mit Klamotten von Zara, H&M, etc. sind wir beim Blick in den Feed aktuell weit abgekommen. Bei der Arbeit umgeben von Menschen die mehr Geld haben als ich, den Luxusartikeln die um mich rum getextet oder fotografiert wurden und dem aufkeimenden Druck von Instagram fing ich auch an mir teure Luxus Sachen zu kaufen. Das erste waren die Balenciaga Centaur Boots. Die ich mir auf Raten gekauft hatte. Der Anfang vom Ende. Viele weitere Stücke folgten, viele habe ich nach wenigen benutzen direkt wieder weiter verkauft. Doch es ist eine Milchmädchen Rechnung zu glauben, dass diese aufgeht. Vor allem für jemanden der versucht dazu zugehören und glaubt damit würde man erfolgreich.

Heute muss ich mit den Folgen umgehen und breche unter der Last zusammen. Oft kann ich diese Gegenstände auch nicht mehr tragen, denn ich schäme mich und fühle mich schlecht. Jetzt versuche ich soweit vieles wieder zu verkaufen und meinen momentanen Zustand zu retten.
2020 war eine harte, aber auch lehrreiche Zeit. Zum einen habe ich mich dieser toxischen social Media Welt entzogen und eine Art „Entzug“ gemacht, zum anderen ist es eine harte finanzielle Abrechnung mit den letzten Jahren.

Auch wenn ich schon etwas unterbezahlt bin in meinem Job, so ist er auch ein Rettungsanker in die reale Welt mit realen Problemen. So war der Lockdown und die Kurzarbeit ein guter Wachrüttler. Denn ich war angewiedert von den Menschen auf Instagram die nach wie vor einem mit jedem Bild ihren Luxus um die Ohren gehauen haben. Etwas das zu der Zeit soooooo, also wirklich sooooooooooooooo, weit weg von der Realität war. Während dort nach wie vor gewetteifert wird, wer das aktuellste Trend Luxusteil hat, saß ich mit einem Antrag auf Wohngeld da und wusste nicht was ich machen soll. Und wie mir ging und geht es auch nach wie vor vielen Leuten in der realen Welt. Einigen bin ich bereits entfolgt, bei anderen hadere ich mit mir ihnen zu entfolgen, da ich sie persönlich kenne und daher die Hemmschwelle höher ist. Doch merke ich wie mich jedes neue Bild, jede neue Story mit dem zeigen der neuesten Errungenschaft triggert.

Als ich letztens das YouTube Video von Stephanie Lange gesehen habe ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen WAS mich daran so triggert. Ich habe nämlich den Grund für mich erkannt warum ich mich in den Teufelskreis aus Luxus und Schulden begeben habe.
Doch bin ich damit wirklich alleine? Könnte es nicht sein, dass es vielen anderen genauso geht? Aber die social Media Etiquette verbietet ja Schwäche zu zeigen, oder gar eine Recovery Auszeit, denn dann wird man ja abgestraft.

Mein Fehler war vielleicht, dass ich ECHTE Luxus Artikel gekauft habe. Viele kaufen Fake Luxus und geben ihn als echt aus. Auf Bildern sieht man den Unterschied ja eh nicht. Aber ich mag gefälschte Dinge nicht. Schon früher auf den Märkten in Spanien habe ich diese haufenweise gefälschten Gürtel und Taschen gesehen und fand es ekelhaft.

Mit Blick in die Zukunft

Stephanie hatte in ihrem Video etwas vollkommen richtiges angesprochen: Die nächsten Generationen, die mit dieser Blendung und dem falschen Vorleben aufwachsen. Mit 14 war mir jeglicher Luxus so weit fern ,wie der Mond zur Erde. Doch heute? Heute folgen die 14 jährigen Influencern die Anfang/ Mitte 20 sind und mit Luxus um sich werfen. Wo soll das hinführen? Ziehen wir da gerade eine kommende Generation von Schuldnern heran?

In meinen Augen haben wir die Verantwortung für die, die nach uns kommen. Und wenn ich als Mit Zwanzigerin anfällig war, wie sind es dann Teenies von heute? Die ganz anders aufwachsen als wir Millenials?

Deswegen MUSS ich jetzt mein Schweigen brechen. Möchte aufzeigen und hinweisen. Als schlechtes Beispiel voran gehen um andere zu schützen oder zu einem Umdenken zu bewegen. Versteht mich nicht falsch, ich verpöne nicht generell, dass man Luxus besitzt oder sich leisten kann. Aber man muss es nicht permanent zeigen.
Ich feiere diejenigen die Secondhand leben und zeigen, die einen coolen Look aus „Billo“ Marken kreieren und vorstellen. Weg vom Einheitsbrei hin zur Individualität und Style.

Ich wünsche mir, dass ich mit meiner Offenheit zumindest bei einem Menschen etwas bewirke. Jeder Schritt zählt.

In diesem Sinne,
rock on!

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Hi mein Name ist Dany

Ja, wie Dany Sahne. Ich komme aus der schönen Quadratestadt Mannheim. Ich bin diejenige die hinter diesem Blog steckt.

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